Die Arbeitslager waren eine Form der administrativen Repression des kommunistischen Staates, bei der Menschen auf Beschluss des Innenministeriums ihrer Freiheit beraubt wurden, ohne Gerichtsverfahren, ohne Rechtsbeistand, ohne eine konkrete Anklage und ohne eine festgelegte Haftdauer. Die Gefangenen des Arbeitslagers wussten nicht, welche Anklage gegen sie erhoben wurde und wann sie freigelassen werden würden. Das Innenministerium nutzte die Arbeitslager für Repressionen gegen verschiedene politische, zivile, soziale und religiöse Gruppen (ohne, dass tatsächlich ein Verbrechen vorlag, für das eine Anklage erhoben werden konnten), aber auch wenn eine dringende allgemeine Repression erforderlich war.
Das Lager Belene war eines von Dutzenden solcher Lager im kommunistischen Bulgarien. Seine besondere Bedeutung wird von Borislav Skochev, dem Autor der umfangreichsten Studie über das Lager – Das Konzentrationslager Belene 1949-1987 - erläutert:
"Ich habe es einmal als Ungerechtigkeit des historischen Gedächtnisses empfunden, dass das Konzentrationslager Belene zu einem Symbol der kommunistischen Unterdrückung geworden ist, während die Namen der Dutzenden anderen Konzentrationslager, die ebenfalls "das wahrhaftigste Schaufenster des Sozialismus" waren [...], mehr oder weniger im Nebel des Vergessens versunken sind. Schon zu Beginn meiner Recherchen war mir klar, dass darin eine gewisse Logik und Gerechtigkeit liegt. Belene war weder das erste noch das letzte kommunistische Konzentrationslager, aber es existierte länger als die anderen Lager, von 1949 bis 1987, fast ohne Unterbrechung.
Die geografische Lage dieser Insel, durch die mächtigen Wasser der Donau von Bulgarien getrennt, wirft ein Licht auf die Erfahrungen mehrerer Generationen von Internierten und das Gefühl, aus ihrer Heimat entwurzelt und von der Welt der Lebenden abgeschrieben worden zu sein. Die kommunistischen Behörden selbst verwendeten den Namen "Belene" bis zum Ende des Regimes gezielt als Symbol der Bedrohung." - Das Konzentrationslager Belene 1949-1987 von Borislav Skochev (2017)
Im Mut derer, die sich dem Regime widersetzten, wurzelt die Hoffnung und die Rechtfertigung unserer heutigen Freiheit.
Belene ist ein wirklich schöner Ort. Die Inseln rund um Belene beherbergen Hunderte von Vögeln, der Naturpark Persina vor der Kulisse der untergehenden Sonne und der goldenen Donau ist atemberaubend. Das alte Zollgebäude erinnert uns an den Reichtum und die Fruchtbarkeit des bulgarischen Bodens.
Doch hier liegen auch der Schmerz und das Trauma der gesamten bulgarischen Gesellschaft aus den Jahren des kommunistischen Regimes begraben. Belene ist der Ort des größten und am längsten bestehenden kommunistischen Lagers. Hier wurden Tausende von Bulgarinnen und Bulgaren Opfer von Zwangsarbeit, Gewalt und Demütigung, ohne ein Verbrechen begangen zu haben - ohne Prozess und ohne Verurteilung. Einige von ihnen haben Belene nie verlassen.
Nach vorne zu schauen, bedeutet auch in die Vergangenheit zurückblicken zu können. Wenn diese Vergangenheit nahe an der Gegenwart liegt, ist sie besonders schmerzhaft, weil unsere Eltern und Großeltern Teil davon waren. Einige von ihnen waren Opfer, während andere direkt in die Verbrechen des kommunistischen Regimes verwickelt waren. Aber die meisten von ihnen waren weder Opfer noch Henker. Und sie waren nicht daran interessiert, was in Belene geschah, weder damals noch heute. Wissen ist Freiheit.
Im Mut derer, die sich dem Regime widersetzten, wurzelt die Hoffnung und die Rechtfertigung unserer heutigen Freiheit.
Das kommunistische Regime in Bulgarien überdauerte 45 Jahre (1944-1989). Tausende von Hinrichtungen, Tausende von Inhaftierungen in Arbeitslagern ohne Prozess und Urteil, mehrere Staatsbankrotte - das sind nur einige der "Errungenschaften" dieses totalitären Regimes.
Bis heute leben wir noch immer mit den Mythen der Propaganda des kommunistischen Regimes – die guten alten Zeiten oder die Rolle der Sowjetunion als Bulgariens großer, selbstloser Bruder.
Aus diesem Grund machen wir die Überlebenden der Arbeitslager für die Gesellschaft sichtbar. Wir sind uns bewusst, dass im Mut derjenigen, die sich dem Regime widersetzten, die Hoffnung und die Rechtfertigung der heutigen Freiheit wurzelt.
Bis heute leben wir noch immer mit den Mythen der Propaganda des kommunistischen Regimes.
Bis heute leben wir noch immer mit den Mythen der Propaganda des kommunistischen Regimes.
4 Jahre in Arbeitslagern
Straftat: Anarchismus
8 Monate im Lager Belene
Straftat: Sohn eines Provinzgouverneurs im Königreich Bulgarien
42 Tage im Lager Lovech Straftat: Hooligan, Sohn eines Oppositionsmitgliedс
7 Monate und eine Woche im Lager Belene
Straftat: Еinen Fluchtversuch außerhalb Bulgariens
Todor verstarb Ende Dezember 2023 im Alter von 91 Jahren.
3 Jahre im Lager Belene Straftat: Landwirt, Mitglied der Opposition
3 Jahre in Lagern und Gefängnissen
Straftat: Landwirt, Mitglied der Opposition