Gespräch mit Nikola Daskalov
Demnächst verfügbar
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Die Lager trugen wesentlich zur Entstehung des Phänomens bei, welches die mutigeren Dissidenten als "homo sovieticus" bezeichneten - ein Wesen, das entweder vergessen hat, welche seine natürlichen Menschenrechte sind, oder das nie gelernt hat, dass es solche Rechte hat.

Über Nikola Daskalov

Sohn eines Provinzgouverneurs im Königreich
Bulgarien. Verbrachte 9 Monate im Lager Belene.

Nikola Daskalov wurde am 8. September 1934 geboren. Sein Vater, Dimitar Daskalov, war Provinzgouverneur von Plovdiv. Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten wurde Nikolas Vater verhaftet, gefoltert und zum Tode verurteilt. Er wurde am 10. Februar 1945 durch ein Erschießungskommando hingerichtet.

Im Jahr 1948 beschloss Nikola sich zusammen mit seinen Klassenkameraden, der antikommunistischen Widerstandsbewegung in den Bergen (Goryani-Bewegung) anzuschließen. Die Mutter einer seiner Klassenkameraden verriet sie allerdings an die Behörden, nachdem sie den Abschiedsbrief ihres Sohnes gelesen hatte. Bei der Verhaftung beschlagnahmten die Behörden Nikolas Tagebuch, in dem sie seine Schriften gegen das Regime und Georgi Dimitrov fanden. Nikola wurde dennoch freigelassen, aber bald darauf, im Jahr 1949, zusammen mit seiner Mutter aus Sofia umgesiedelt. Die beiden ließen sich in Brestnitsa in der Nähe von Teteven, dem Heimatdorf seines Vaters nieder. Nikola besuchte das Gymnasium in Yablanitsa. Während seiner Schulzeit wurde Nikola weiterhin von den kommunistischen Behörden überwacht. Sie schickten Provokateure, die versuchten, ihn dazu zu bringen, sich an einer Verschwörung zur Sprengung einer Brücke zu beteiligen, sowie, ins Ausland zu fliehen. Damals wurde er aus dem kommunistischen Jugendverband als Feind und wegen ungebührlichen Verhaltens ausgeschlossen, weil er sich bei der Verlesung wissenschaftlicher Arbeiten unanständig verhalten hatte (er lachte).

1952 wurde Nikola verhaftet, als er in Teteven auf den Bus nach Brestnitsa wartete. Als Grund wurden derselben Verschwörungen angegeben, für die ihn die Provokateure zuvor zu rekrutieren versucht hatten. Er wurde in das kommunistische Zwangsarbeitslager in Belene geschickt.

Die Lager trugen wesentlich zur Entstehung des Phänomens bei, welches die mutigeren Dissidenten als "homo sovieticus" bezeichneten - ein Wesen, das entweder vergessen hat, welche seine natürlichen Menschenrechte sind, oder das nie gelernt hat, dass es solche Rechte hat.

Nikola verbrachte etwa 9 Monate im Lager.

Nach seiner Entlassung arbeitete er als Maurer, Spengler, Steinmetz, Gummipresseur, Berufskraftfahrer und schließlich als Fotograf. Er begann mit der Fotografie an der Seite seiner zukünftigen Frau, die zu dieser Zeit Journalismus studierte.

Über seine Zeit im Lager und das Leben unter dem totalitären kommunistischen Regime sagt Nikola:

"Als meine Tochter geboren wurde und etwa 4 oder 5 Jahre alt war, spürte ich, wie sich in mir ein großes Dilemma auftat - sollte ich nichts zum Thema Gesellschaft sagen und zulassen, dass mein Kind einer Gehirnwäsche unterzogen und zu einem Halbidioten heranwächst, indem es sich an der Pionierbewegung, dem Komsomol [dem leninistischen Bund der jungen Kommunisten] und so weiter beteiligt. Oder soll ich ihr die Augen öffnen, womit ich sie in Gefahr bringen würde? Da sie ein Kind ist, würde sie anderen erzählen, was sie von mir gelernt hat, und sie würde ihr Leben ruinieren. Und während ich darüber nachdachte, stellte sie mir, als sie 8 Jahre alt war, folgende Frage: "Stimmt es, dass wir diese U-Bahn nicht brauchen, aber die Russen uns zwingen, sie zu bauen?" Ich fragte sie: "Woher weißt du so etwas?". Und sie sagte: "Nun, die Kinder draußen reden darüber." Ich sagte ihr: "Slavena, ich werde dir jetzt sagen, wie die Lage ist, aber du solltest nicht so viel darüber reden, sonst bekommst du Ärger." Und sie rief: "Ach, Vater, ich weiß doch, was man in der Schule sagt und was man vor Fremden sagt!" – Die eine Hälfte von mir war äußerst zufrieden. Gleichzeitig war ich aber auch entsetzt. Dieses Regime hatte ein achtjähriges Kind bereits zu einem perfekten Heuchler, zu einem Doppelgänger gemacht."

...Der Kommunismus ist so paradox, dass es nicht möglich ist, ihn vollständig zu beschreiben... Es ist schwierig zu entscheiden, worüber man sprechen und was man als unwesentlich beiseitelegen soll.

Du kannst mehr über Nikola und ihre Erinnerungen an das kommunistische Regime und das Lager Belene erfahren, indem du nach oben scrollst und ihm eine Frage stellst.

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Quellen: There Are No Oases In The Red Desert von Nikola Daskalov - Ciela Publishers, 2014; die Website https://comdos.bg; Interview aus dem "Mündlichen Archiv" des Instituts für Geschichte der jüngsten Vergangenheit"; Fotostory "Histories from Belene" verfügbar unter:

...Der Kommunismus ist so paradox, dass es nicht möglich ist, ihn vollständig zu beschreiben... Es ist schwierig zu entscheiden, worüber man sprechen und was man als unwesentlich beiseitelegen soll.

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