Geschichten aus Belene
Wir widmen dieses Projekt den jungen Menschen in Bulgarien und den Opfern des Kommunismus!
Diese Webseite ist Teil des Projekts „Geschichten aus Belene“, durchgeführt von der Stiftung Sofia Platform.
Um die Erinnerungen an das kommunistische Regime und an das Lager Belene zu bewahren, haben wir umfangreiche Interviews mit Überlebenden des Lagers Belene aufgezeichnet. Mehr als 3.000 Fragen bilden die Grundlage für die Software durch die die virtuellen Gespräche mit Überlebenden, auf dieser Website aufgerufen und geführt werden können. Neben den virtuellen Gesprächen haben wir auch eine digitale Tour durch Belene erstellt, der 10 Orte in und um die Stadt Belene zeigt. Diese Tour ist ebenfalls über diese Webseite zugänglich.
Wir widmen dieses Projekt den jungen Menschen in Bulgarien und den Opfern des Kommunismus!
Wir sind dankbar für das Vertrauen und den Mut der Überlebenden des Arbeitslagers, mit denen wir Interviews geführt haben. Außerdem bedanken wir uns für die Unterstützung von Prof. Daniela Koleva (Universität Sofia), Prof. Momchil Metodiev (Neue Bulgarische Universität), Dimitar Dimov (Institut für das Studium der jüngsten Vergangenheit an der Neuen Bulgarischen Universität) und Borislav Skochev - Autor der umfangreichen Studie Das Konzentrationslager Belene 1949-1987.
Belene ist ein besonderer Ort mit herzlichen Menschen. Im überwiegend christlich- orthodoxen Bulgarien ist es eine der wenigen katholischen Städte. Die nahe gelegene Insel Persina beherbergt Tausende verschiedener Vogelarten und ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Und daneben befand sich in der Stadt das größte Lager für Menschen, die im kommunistischen Bulgarien ohne Gerichtsverfahren oder Urteil inhaftiert waren, das so genannte Arbeitserziehungsheim.
Seit fast zehn Jahren ist die Stiftung Sofia Platform eine der wenigen Organisationen, die mit der unschätzbaren Unterstützung der lokalen Gemeinschaft und insbesondere von Pater Paolo Cortesi, Mihail Marinov von der Stiftung „Insel Belene“ und der Gemeinde Belene Bildungsaktivitäten in Belene durchführt.
Das Projekt "Geschichten aus Belene" und unsere Arbeit insgesamt wären ohne die Unterstützung einer breiten Gemeinschaft von Forscherinnen und Forschern, Historikerinnen und Historikern, Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie Künstlerinnen und Künstlern nicht möglich gewesen. Vor allem aber wäre unsere Arbeit unmöglich gewesen ohne das Interesse an der jüngsten Vergangenheit durch junge Bulgarinnen und Bulgaren.
Wir widmen dieses Projekt den jungen Menschen in Bulgarien und den Opfern des Kommunismus!
Demnächst verfügbar
Ab Juni – Besuchen Sie Belene und das Lagergelände, indem Sie Ihren Reiseleiter/ihre Reiseleiterin auswählen und einen Termin für Ihren Besuch im Voraus buchen.
Tsvetana Dzhermanova
4 Jahre in Arbeitslagern
Straftat: Anarchismus
Tsvetana Dzhermanova (1928-2024) wurde am 20. März 1928 geboren. Sie besuchte die Grundschule im Dorf Leskovets und beendete die weiterführende Schule im Dorf Batanovtsi.
Im Jahr 1946 begann sie sich für die Ideen des Anarchismus zu interessieren. 1948 wurde sie bei einer Aktion gegen Anarchisten in Bulgarien verhaftet und
in das Zwangsarbeitslager im Dorf Bosna in der Nähe der Stadt Silistra gebracht. Im Dezember 1951 wurde sie in die Frauensektion des Lagers Belene (Lager Shturcheto) verlegt, wo sie bis April 1952 blieb.
Nach ihrer Entlassung aus den Lagern wurde sie mehrmals umgesiedelt.
Nikola Daskalov
8 Monate im Lager Belene
Straftat: Sohn eines Provinzgouverneurs im Königreich Bulgarien
Nikola Daskalov wurde am 8. September 1934 geboren. Sein Vater, Dimitar Daskalov, war Provinzgouverneur von Plovdiv.
Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten wurde Nikolas Vater verhaftet, gefoltert und zum Tode verurteilt. Er wurde am 10. Februar 1945 durch ein Erschießungskommando hingerichtet.
Nikola und seine Mutter wurden aus Sofia umgesiedelt. Später wurde Nikola in das Lager Belene geschickt.
Kolyo Vutev
42 Tage im Lager Lovech Straftat: Hooligan, Sohn eines Oppositionsmitgliedс
Kolyo Vutev ist ein Sportler (Wettkämpfer und Ringertrainer), geboren am 10. September 1940 im Dorf Toros. Er wurde im Alter von 18 Jahren ohne Gerichtsverfahren und Urteil im Lager in der Nähe von Lowetsch, auch bekannt als „Sonnenstrand“, inhaftiert. Der Grund – sein heftiges Temperament, er gilt als Hooligan. Eine Rolle dürfte dabei auch die Tatsache gespielt haben, dass sich Kolyo zufolge sein Vater gegen die Beschlagnahmung des Eigentums der Dorfbewohner und die Bildung der sogenannten TKZS aussprach und sein Großvater Bürgermeister des Dorfes war.
Todor Anastasov
7 Monate und eine Woche im Lager Belene
Straftat: Еinen Fluchtversuch außerhalb Bulgariens
Todor Anastasov (1932-2023) wurde am 23. September 1932 in Pleven in die Familie eines Offiziers der Armee des bulgarischen Königs geboren. Nach 1944 wurde seine Familie nach Botevgrad zwangsumgesiedelt. Im November 1951 versuchte er erfolglos, gemeinsam mit zwei Freunden Bulgarien zu verlassen, woraufhin er verhaftet und für zwei Jahre nach Belene geschickt wurde, ohne dass es zu einem Prozess oder einer Verurteilung gekommen wäre. Nach Stalins Tod im August 1953 wurde das Lager geschlossen und Todor verbüßte nur 7 Monate seiner Haftstrafe. Nach seiner Entlassung aus Belene gelang es ihm, ein Hochschulstudium zu absolvieren, das er 1960 mit einem Diplom in Physik abschloss. Er arbeitete als Lehrer in Pernik, dann in einem Forschungslabor, und wurde 1963 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Nach dem Fall des kommunistischen Regimes war Todor Anastasov Vorsitzender der Union der Unterdrückten in Bulgarien.
Todor verstarb Ende Dezember 2023 im Alter von 91 Jahren.
Todor verstarb Ende Dezember 2023 im Alter von 91 Jahren.
Velichko Velev
3 Jahre im Lager Belene Straftat: Landwirt, Mitglied der Opposition
Velichko Velev wurde am 18. März 1933 in Boyana, Sofia, geboren. Das Restaurant seines Vaters, sowie das gesamte Eigentum und Vermögen der Famile, wurde zu Beginn des Kommunismus enteignet. Sein Vater entging nur knapp der Hinrichtung, und die Familie lebte in einem Zelt im eigenen Hof.
Als Student unterstützte Velichko aktiv die Goryani-Bewegung, eine bewaffnete Widerstandsbewegung gegen das kommunistische Regime, und organisierte bewaffnete studentische Widerstandsgruppen. Velichko wurde im April 1951 verhaftet und sechs Monate lang systematischen Schlägen, Hunger und Folter ausgesetzt.
In sehr schlechtem körperlichem Zustand wurde er ohne Urteil in das Arbeitslager Belene gebracht. Velichko war von Oktober 1951 bis September 1953 in Belene inhaftiert.
Tsvetko Georgiev
3 Jahre in Lagern und Gefängnissen
Straftat: Landwirt, Mitglied der Opposition
Цветко Георгиев е роден на 26.02.1935 г. в с. Потоп, общ. Елин Пелин. Баща му е убит при престрелка с комунисти в Македония, а семейството му е обявено за „кулаци“. Цветко се включва в опозиционна организация, заради което е арестуван и съден за „въоръжена борба против народната власт“. Исканата присъда е смърт, но накрая на процеса Цветко получава 12 години затвор. Въдворен в Белене през октомври 1953 г., Цветко остава там до май 1955 г., когато е преместен в затвора-болница в Кюстендил, защото е болен от туберкулоза. После го местят в затвора в Пазарджик, откъдето е освободен през юли 1956 г. След освобождаването си Цветко е принуден да работи тежък физически труд, работи в мини и пещи в Кърджали, Перник, Горна Оряховица. След 1989-а година е активист във възстановения БЗНС „Никола Петков“ и е съветник на неговия лидер. Заместник-председател е на съюза на репресираните.